
Seit einigen Jahren entführt uns Alex Beer in ihren Kriminalromanen um Kommissar August Emmerich ins Wien der Zeit nach dem Ersten Weltkrieg. Mit „Der letzte Tod“ liegt nun bereits der fünfte Band der Reihe vor, in dem eine grenzübergreifende Mordserie aufgeklärt werden muss.
Obwohl die Serie inzwischen im September 1922 angelangt ist, sind die Nachwehen des Ersten Weltkrieges nach wie vor deutlich zu spüren und die Goldenen Zwanziger zumindest für die allermeisten Bewohnerinnen und Bewohner Wiens weit entfernt. Die Schere zwischen den wenigen Reichen und den vielen Armen geht nicht zuletzt wegen der grassierenden Hyperinflation, die die Preise für Waren des alltäglichen Bedarfs in schwindelerregende Höhen treibt, immer weiter auseinander; Hunger, Elend und Wohnungsnot sind an der Tagesordnung. Zudem kommt es immer öfter zu gesellschaftlichen Verwerfungen, die Verbrechensrate steigt und auch der Antisemitismus ist weiter auf dem Vormarsch.
Als ob das alles nicht schon schlimm genug wäre, erschüttert ein grausiger Fund die österreichische Hauptstadt. In einem alten Tresor am Hafen finden zwei neugierige Obdachlose eine mumifizierte Leiche. Entgegen der ersten Vermutung der entsetzten Finder handelt es sich bei dem Toten natürlich nicht um einen Ghul, sondern um das bedauernswerte Opfer eines schrecklichen Verbrechens. August Emmerich und sein Assistent Ferdinand Winter nehmen, unterstützt vom Psychoanalytiker Sándor Adler, die Ermittlungen auf und sind bald einem Serientäter auf der Spur, der sich quer durch Europa mordet.
Fortsetzung folgt ganz bestimmt
Konnte man die bisherigen Bände der Reihe noch problemlos als jeweils eigenständige Fälle lesen, empfiehlt sich „Der letzte Tod“ nicht unbedingt als Einstieg. Immerhin ist in den vier Vorgängern jenseits der Kriminalfälle so viel rund um die Vorgeschichte von August Emmerich und Ferdinand Winter passiert, dass es inzwischen recht schwierig ist, als „Neuling“ den ganzen Rückblenden und Querverweisen zu folgen. Für Kenner der Serie bieten die Nebenhandlungen dieses Buchs — diesmal natürlich vor allem die unerwartete Rückkehr von Emmerichs Erzfeind Xaver Koch — eine gelungene Abwechslung von den eigentlichen Ermittlungen, die nach einem etwas zähen Beginn doch noch deutlich an Spannung und Rasanz aufnehmen.
Wien ist seit dem Krieg ein einziges großes Scheißhäusl.
Alex Beer: Der letzte Tod
Wunderbar gelungen sind Alex Beer auch in Band fünf wieder die Beschreibung des düsteren, heruntergekommenen Wiens und der zeitgeschichtlichen Hintergründe. So haben einige tatsächlich existierende Personen Gastauftritte, die Figur des Doktor Sándor Adler trägt der damals noch jungen, stetig populärer werdenden Psychoanalyse Rechnung und die grenzübergreifenden Ermittlungen in „Der letzte Tod“ nehmen die Gründung von Interpol im Jahr 1923 vorweg.
Dass am Ende der Mordfall zwar aufgeklärt ist, aber dennoch einige Fragen offen sind, lässt auf eine baldige Rückkehr von Emmerich und Winter in einem sechsten Band hoffen. Gut so!
- Alex Beer: Der letzte Tod (Limes Verlag; 384 Seiten; ISBN: 978-3-8090-2749-2).
Vielen Dank an den Verlag für die Bereitstellung des Rezensionsexemplars!
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